Meine viel zu laute Welt

Die Welt ist laut und voller Geräusche
Mein Gehirn hat die
Priorität "Geräusche" für sich definiert:
Geräusche, Töne, Lärm, Krach, Gespräche...

Ich sehne mich nach Ruhe.


Ich versuche mal zu beschreiben wie sich die Welt für mich anfühlt:
Sie ist laut und voller Geräusche.
Geräusche aller Art tönen mir im Kopf rum, fügen mir Schmerzen zu und schränken meine Gedanken ein.

 

 

Das größte Problem mit dem Sinnesorgan Ohr ist, dass ich es nicht zuklappen oder ausschalten kann. Deshalb strömen alle Umgebungsgeräusche ununterbrochen in mein ZNS. Es ist pure Reizüberflutung. Andere Menschen kompensieren dies auf eine Filterart, die bei ihnen das ZNS organisiert. Dies kriegt mein Gehirn aber kaum auf die Reihe. Das heißt in erster Linie, während mein Gehirn ständig Geräusche verarbeitet, zuordnet, bewertet, bleibt wenig Kapazität für andere Verarbeitungsprozesse. Dies stellt eine große Schwierigkeit dar, über die ich natürlich sehr genervt bin. Ich würde gerne in einer Situation jemandem zuhören, nur schafft es mein Gehirn nicht sich auf die eine, von vielen anderen, Geräuschquellen (Stimme des Anderen) zu konzentrieren. Es ist als ob ich einen geraden Weg langfahren möchte und ständig von anderen Geräuschquellen zur Seite gestoßen werde, sodass ich meinen geraden Weg nicht gut verfolgen kann.

 

 

Mir kommt es vor, als ob mein Gehirn die Priorität „Geräusche“ für sich definiert hat. Dies bedeutet in erster Linie wird die Umwelt immer auf Geräusche gescannt und bewertet.

 

Es bedarf schon sehr starker psychischer oder physischer Ablenkung, dass ich Geräusche um mich herum weniger wahrnehme. Dies bedeutet bei einer Konversation, wenn ich emotional stark daran beteiligt bin, zum Beispiel weil mich das politische Thema sehr interessiert, dann fällt es mir leichter, die Geräusche in meiner Umgebung auszublenden.

 

 

 

Die andere schwierige Problematik sind die Geräusche, die mir Schmerzen bereiten: Die Feuerwehr, das Quietschen von Zügen, Presslufthammer, Autohupen und vieles andere ist für mich so laut, dass ich es kaum ertragen kann.
Geräusche, die mir Schmerzen bereiten, müssen nicht unbedingt objektiv als laut gelten, sondern sind generell kurzlebige Geräusche, die meist eine hohe Frequenz haben und für andere Menschen ganz normale Alltagsgeräusche sind. Diese Geräusche fühlen sich in etwa so an, als ob mir jemand mit einem Dolch in den Kopf sticht. Das sind Geräusche, wie Knacken, Knistern, Klicken, Klatschen, Piepsen, hochfrequente menschliche Geräusche, wie Lachen und lautes Schreien und weiteres. Dabei würde ich am liebsten aus dem Raum rennen. Oft sieht man mir den Schmerz vielleicht nicht an, weil ich jahrelang geübt habe, dies zu verbergen. Sich einfach die Ohren zuzuhalten und das gesamte Gesicht zusammenzuziehen kommt einfach komisch.

 

 

 

Das einzige was ich daran ändern kann, ist meine Einstellung, denn nur die ist von mir steuerbar. Es kommt immer darauf an, wer das Geräusch macht und ob es vermeidbar ist. Wenn ich selber schmerzhafte Geräusche von mir gebe, dann kann ich das besser ertragen, weil ich weiß, dass es in dem Moment notwendig war. Auch kommt es dann nicht als Schreck.

 

Wenn Kinder Lärm machen ist es für mich auch leichter zu ertragen, weil die das nicht verstehen können, dass mir das Schmerzen bereitet. Auch entdecken sie gerade erst ihre Welt und dafür sind akustische Erfahrungen wichtig.

 

 

 

Meine viel zu laute Welt bleibt trotz allem mein Zuhause und meine Welt. Ich habe seit 5 Jahren Hyperakusis und ein Abschied davon ist nicht in Aussicht. Deshalb versuche ich mich damit zu arrangieren.
Ich wünsche mir oft, dass meine Ohren auch wie meine Augen einfach zu klappbar sind, wenn das Licht zu hell oder eben der Lärm zu viel wird. Doch leider ist das Sinnesorgan nun mal so wie es ist. Ich versuche einfach daran zu arbeiten, auditive Reize besser selektieren zu können und auch Lärmtoleranter zu werden.

 

Ich wünsche mir eine leisere Umgebung, leisere Maschinen und Fahrzeugen, mehr Holzgeschirr bei Essenssituationen, weniger Plastikverpackungen und leisere Menschen. Ich sehne mich nach Ruhe, damit meine Ohren entspannen können.